Akte V.

Eine Kriminalgeschichte von Guido Koenen

Die Schützen unserer BSG, tuen keiner Fliege weh.
Auch widerspricht es ihnen sehr, Vögel zu meucheln mit dem Gewehr.
So ist es guter, alter Brauch, der Königsschuss gilt einem Strauch,
vielmehr des Strauchens Holze, geschnitzt, geschmückt zum Erbauers Stolze.
Doch in unserem Jubeljahr, geriet der Vogel in Gefahr!

Es war ein kalter, frischer Tag, den man gern vergessen mag,
als Vogelbauer Thei de Jong, auf den Lippen einen kleinen Song, beendete sein schöpferisch Werken.
„Ich möchte hier nur eins anmerken, die Möss ist fertig, es fehlt zu ihrer Zier,
ein Blümchen nur, und kein Getier.“
So wars gesprochen, kurz und knapp, er gab den Vogel beim Nachbarn ab.

Des Nachbars Tür fand Thei verschlossen, er hat den Mittag wohl sehr genossen,
drum stellte der wackere Vogelbauer, das Holzgetier an Nachbars Mauer.
„Er wird ihn finden“, so dacht er sich, „er wird sich melden, so hoffe ich,
denn schon lange wird von diesem Florist, geschmückt der Vogel in Stundenfrist.“

Was nun geschah, dass bleibt im Dunkeln, es wird erzählt von Gestalten, die munkeln,
die wollten sehen mit Niedertracht Sorgenfalten, in Theos Gesicht gebracht.

Etwas später, schon zur Abendstunde, führte Theo das Telefon zum Munde,
nachdem es schrillte, laut und hell, am Rohr war der Floristengesell.
„Sag, Theo, du bist mir ein Experte! Ich glaube, du brauchst einmal die Gerte!
Wo bleibt die Möss, die ich soll schmücken? Zeit wird’s, ich will mich hier verdrücken!“
De Jong war ganz und gar verdattert, „Ja, ist das Vieh denn weggeflattert?
Ich brachte ihn doch vor langer Zeit, ich denk, der ist schon längst soweit!“

Die beiden Akteure fanden sich bald ein, um zu nehmen die Sache in Augenschein.
Doch alles Suchen, alles Lauern, alles Schauen hinter Ecken und Mauern,
brachte nichts zu Tage, so eine Plage!
Nun wurde es klar, ganz unverholen, das königliche Geflügel ward gestohlen!

So sprach der Vogelbauermeister: „Scheibenkleister!“

Vor Gram gebeugt ging man von dannen, und holte sich den Rat von Mannen.
Doch diese waren, ich kann es kaum glauben, voll Spott und Hohn für das Vogelrauben.
Ach, welche Scham und Schande, der Theo erfuhr in diesem Lande.
Nachdem auch der Aufruf in der Presse, blieb ohne Erfolg an Theos Adresse,
fasst er kurz den schweren Entschluss: „Ich bau nen neuen, ganz ohne Verdruss!“

In der Nacht vorm Vogelschiessen, während sich manche schon die Lampe begießen,
begann der Neubau der monarchischen Taube, in der de Jong´schen Vogelbaulaube.
Und beim ersten Morgengrauen, ward aus dem Klotz ein Vogel gehauen.

Viel Lob erfuhr Thei dann in den nächsten Stunden, die Schützen hatten den Vogel für gut befunden.
Man sonnte sich im Glanz vom Adler, spendierte dem Bauherrn so manches Radler,
doch sollte sich die Stimmung wenden,der schöne Schein konnte nicht lange blenden.

Denn es geschah schon nach dem dritten Schuss: der Vogel zeigte sich weich wie Mus.
Es trat an ein weiterer Schütze, an die festmontierte Büchse, er zielte, schoss und jubilierte,
was alle erstmal irritierte, denn dieser eine Schuss, er reichte ganz, entzwei brach die schöne, hölzerne Gans.

Guter Rat war hier nun teuer, mit diesem zweiteiligen Ungeheuer.
Wie nun finden den nächsten Bürger-Monarchen?
Die fleißigen Musikanten, sie fielen ins Schnarchen. Hubert Simmes rief schwer erbost,
„De Koning werd nauw ausgelost!“
Doch Theo, dieser schlaue Mann, er hatte schon ´nen anderen Plan.
Er schickte hinauf in die luftige Höhe, einen kleinen Teil der restlichen Krähe.

So konnte man nach viel Palaver, nach Zetern, Meckern, Rumgelaver,
nach Schimpfen und nach Ungebühren, das Schießen doch noch zu Ende führen.

Am Ende wars, wie es sein muss, der Vogel fiel beim besten Schuss.
Und so gab´s auch im Jubeljahr, doch noch ein schönes Königspaar.

So bleiben wir Bürger, wir sind es doch!

Dem neuen König, ein dreifach Hoch!