Als am Freitag Morgen so kurz nach acht Uhr in der Frühe waren die Wachsoldaten der Königswache von Thomas Selders alle rechtzeitig am Bahnhof Kevelaer: König Thomas und sein Adjutant Georg Holtermann, der Wachoffizier Patrik Tenhaef, die Wachsoldaten Norbert Platzer, Theo Lemmen, Norbert van der Koelen, Thomas Nolden, Stefan Passens, Maurice Pastuska, Stefan Bossmann, Winfried Janssen und vor allem Reiseorganisator Gerd Aengenheyster.
Der Organisator konnte es gar nicht fassen und immer musste es wieder betonen, wie gut doch alles klappte: Die Züge waren pünktlich, das Umsteigen in Düsseldorf klappte ohne Personalverlust, unsere reservierten Plätze waren tatsächlich noch frei. Auch großes Lob durfte Thomas Nolden von hungrigen und durstigen Schützenbrüder für sich beanspruchen: das mitreisende Frühstück aus dem Hause Vloet war ausreichend und die Brötchen, wie immer gut belegt und wohlschmeckend, die Beigaben von bunten Ostereiern und Frikadellen waren ebenso begehrt. Und, damit sich auch diese Grundlage lohnte, wussten später alle Mitreisenden im ICE nach Berlin wo das beste Bier gezapft wurde, ob Alt, ob Pils. Unser große Kommunikator Schnucki hatte davon bald alle Bahnbediensteten überzeugt. Die durften sich zwar nicht am "Gelage" beteiligten, aber die wussten genau, wo sich in diesem Zug die fröhlichste Truppe befand.
Und unser Reiseleiter war erst recht zufrieden, nachdem wir in Berlin-Lichterfelde unser Hotel erreichten: Er hatte die preisgünstigsten Fahrkarten gekauft und die galten für Busse, S-Bahnen und U-Bahn. Bis auf die Trambahn haben wir dann auch alle Verkehrsmittel kennen gelernt und ergiebig genutzt, einige haben so viel Spaß daran entdeckt, dass sie zwischen Magdalenenstraße, Alexanderplatz, Friederichstraße und Hackesche Höfe regelrecht gependelt sind.
Ach, wie gut hatte Gerd doch vorgesorgt. Kein erkennbarer Berliner kam im Vorfeld der Reise an ihm vorbei, ohne dass er sich von ihm Tipps für unsere Reise geben ließ. Das zahlte sich dann auch vortrefflich aus für das erste Abendprogramm in den Yorkschen Stuben in Kreuzberg. "Ach, was ist das hier schön, hier draußen, das Wetter einfach toll und die Bedienung, und erst im Lokal. Nein, was es da alles zu sehen gibt. Warst du schon im Lokal?" Ja, Schnucki, wir sind dir högscht dankbar, du hast alles bestens organisiert!! Und das alles trotz deines schon fortgeschrittenen Alters, wie es eine echte Berliner Schnauze ohne jeden Respekt auf deinen derzeitigen Lebensabschnitt und deine Persönlichkeit dich wissen ließ.
Der Samstag diente zunächst der staatsbürgerlichen Bildung. Dank der besonderen Beziehungen von König Thomas Selders zu politischen Freunden, hatten wir für 12.00 Uhr "Reichstag" gebucht. Da man zur Zeit nur angemeldeten Personen und Gruppen den Einlass in dieses hohe Haus der deutschen Geschichte gewährt, ging es relativ schnell bis wir ins Plenum gelangten. Bei fach-fraulichen Erklärungen wissen nun die meisten von uns, was da denn unsere Volksvertreter und welchen Bedingungen für unser Wohl und Wehe "anrichten". Und welche Leistung da unsere Reisegruppe brachte, das kann der Chronist aus eigener Erfahrung mit Schülern beurteilen: nur die Stärksten können bei diesen Darbietungen ihre Augen aufhalten!
Da wurde dann der Gang in die Kuppel des Reichstages mit einem herrlichen Blick über Berlin belohnt. Auch am Samstag hatte der Reiseorganisator für bestes Wetter gesorgt. (Ach, was ist das schön hier....)
Der Nachmittag diente der individuellen Gestaltung. KaDeWe im Westen, Bootsfahrt auf der Spree, Siesta im Liegestuhl am Spreeufer, Großbildübertragung vom Bundesligageschehen, für jeden war es ein beglückender Nachmittag.
"Die ständige Vertretung" ist keinesfalls mehr die Einrichtung aus der Zeit der Teilung unseres deutschen Landes. Das mit der Teilung haben wir ja gut abgestellt, wenn man auch die Erinnerung noch immer im Ostteil der Bundeshauptstadt auffrischen kann. Nicht alles ist saniert, aber mancher Plattenbau sieht inzwischen ganz ansehnlich aus. Zurück zur "Ständigen Vertretung", die gibt es jetzt in Berlin am Spreeufer. Dort wird Gaffel-Kölsch kühl und bekömmlich serviert und, man erhält ganz uneigennützig Tipps für eine erfolgreiche Abendgestaltung. Nun ist der Prenzlauer Berg inzwischen bekannt für gute Berliner Atmosphäre und urige Kneipen. Das ist auch sicher so. Und kurz entschlossen und direkt gelang es Thomas Nolden immer wieder, Tische in Kneipen zu bestellen. Und er führte uns dank schnell erworbener Ortskenntnis mit S- und U-Bahn dorthin. Das wusste aber nicht jede Kneipenbesitzerin zu schätzen. "Die Tische bleiben so stehen. das hat hier noch niemand gewagt, die zusammen zu stellen!" Dass wir nach dieser Ansprache ganz schnell ein neues Lokal fanden, das wusste dieser Kneipenbetreiber viel besser zu nutzen. Er war zwar ganz alleine, das Personal war an diesem Abend eigentlich nicht nötig - nach seiner Einschätzung. Jedenfalls bevor wir kamen. Voller Bewunderung für seine Leistung am Tresen, bei der Bedienung, in der Küche, wir hätten ihm noch sehr viel mehr Euros in die Kasse gebracht. Das lag aber nicht an unserem Unvermögen bezüglich Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme - das lag einfach nur an den sehr moderaten Preisen. Da tun wir hier im tiefen Westen doch sehr viel mehr für das auskömmliche Wohlergehen unserer Gastronomen!
Sonntag war Rückreisetag. Je nach vermuteter Verwendbarkeit im heimischen Kevelaer fuhren die ersten um 9.20 Uhr ab, die nächste Reisegruppe startete den Heimweg um 12.20 Uhr, die noch immer Bildungshungrigen konnten sich um 16.20 Uhr auf die reservierten Plätze setzen. Vermutlich sind alle wieder in Kevelaer angekommen, bis zur Stunde liegen dem Chronisten keinerlei Verlustmeldungen vor. Auch das hat unser Reiseorganisator zur vollsten Zufriedenheit hingekriegt. Schnucki, mit dir fahren wir wieder - auch weil wir mit dir doch so viele weitere Mitmenschen kennenlernen. WJ